Quintenzirkel

Der Quintenzirkel ist eines der mächtigsten Werkzeuge in der Musiktheorie. Er hilft dir dabei, Tonarten zu verstehen, Akkorde zu analysieren, Stücke zu transponieren und Harmonien zu bilden. Ein Muss für jeden Musiker – vom Anfänger bis zum Profi.

Was ist der Quintenzirkel?

Der Quintenzirkel ist ein schematisches Diagramm, das die Zusammenhänge zwischen den 12 Dur- und 12 Moll-Tonarten zeigt. Er basiert auf dem Intervall der reinen Quinte – also einem Abstand von sieben Halbtonschritten. Im Uhrzeigersinn erhöht sich pro Schritt jeweils ein Kreuz (♯), gegen den Uhrzeigersinn ein B (♭).

Der Aufbau – So funktioniert der Quintenzirkel

Im Uhrzeigersinn: Die Kreuz-Tonarten

• C-Dur (0 ♯)
• G-Dur (1 ♯)
• D-Dur (2 ♯)
• A-Dur (3 ♯)
• E-Dur (4 ♯)
• H-Dur (5 ♯)
• F♯-Dur (6 ♯)
• C♯-Dur (7 ♯)

Gegen den Uhrzeigersinn: Die B-Tonarten

• C-Dur (0 ♭)
• F-Dur (1 ♭)
• B♭-Dur (2 ♭)
• E♭-Dur (3 ♭)
• A♭-Dur (4 ♭)
• D♭-Dur (5 ♭)
• G♭-Dur (6 ♭)
• C♭-Dur (7 ♭)

Dur und Moll – Die Paralleltonarten

Jede Dur-Tonart hat eine natürliche Moll-Parallele, die dieselben Vorzeichen hat. Sie liegt eine kleine Terz unter der Dur-Tonart.

Merksätze für Vorzeichen

Kreuz-Tonarten:

Geh Du Alter Esel Hole Fische Cis
Kreuze: F – C – G – D – A – E – H

B-Tonarten:

Frische Brötchen Essen Alle Deutschen Ganz Charmant
Bes: B – E – A – D – G – C – F

Wofür braucht man den Quintenzirkel?

• Tonarten erkennen: Welche Vorzeichen hat D-Dur? → 2 ♯ (Fis, Cis)
• Transponieren: Vom Klavierstück in C-Dur zur Klarinette in D-Dur? Der Zirkel hilft!
• Harmonisieren & Modulieren: Welche Akkorde passen zur Tonart? Welche Tonart liegt nah?
• Improvisation & Komposition: Akkordverbindungen planen, die musikalisch sinnvoll klingen.
• Analyse klassischer Werke: Viele Modulationen folgen der Zirkel-Logik.

Modulation & Verwandte Tonarten

Tonarten, die im Zirkel nebeneinander liegen, sind eng verwandt – sie unterscheiden sich nur um ein Vorzeichen und eignen sich perfekt zum Modulieren.

Beispiel: G-Dur → D-Dur = +1 Kreuz
Beispiel: C-Dur → a-Moll = parallele Molltonart

Der Quintenzirkel und Akkorde

Auch in der Harmonielehre ist der Quintenzirkel ein wertvolles Tool:

• Die wichtigsten Akkorde einer Tonart (I – IV – V) liegen direkt nebeneinander.
• In C-Dur sind das: C (I), F (IV), G (V).
• Diese Akkorde bilden das harmonische Grundgerüst vieler Stücke.

Historischer Hintergrund

Die Idee eines Tonartenkreises geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Johann David Heinichen beschrieb erste Formen, später systematisierte Johann Philipp Kirnberger das Prinzip weiter. Heute ist der Quintenzirkel ein zentrales Element jeder musikalischen Ausbildung.

Erweiterte Anwendungen

• Jazz & Pop: Akkordfolgen, modale Wechsel & Modulationen planen
• Blues-Schema: Nutzt I–IV–V-Beziehungen im Quintenzirkel
• Kirchentonarten (Modi): Lassen sich über den Zirkel einordnen
• Transposition von Instrumenten: Blechbläser, Transponierinstrumente

Tipps für Musikunterricht & Selbststudium

• Zeichne gemeinsam mit Schüler:innen einen leeren Zirkel und fülle ihn aus.
• Übe das Bestimmen von Vorzeichen und Parallelen regelmäßig.
• Moduliere bewusst Stücke mithilfe des Quintenzirkels.

Visualisierung

Der Quintenzirkel wird oft als Kreis dargestellt, wobei jede der zwölf Positionen eine Tonart repräsentiert. Die Dur-Tonarten befinden sich in der Regel auf der äußeren Kreisbahn, während die entsprechenden Moll-Tonarten (die über den relativen Moll-Akkord verbunden sind) auf einer inneren Bahn angeordnet sind. Diese Darstellung erleichtert das schnelle Erkennen von Beziehungen zwischen Dur- und Moll-Tonarten sowie das Verständnis der musikalischen Harmonielehre.

Fazit: Der Schlüssel zur Musik

Der Quintenzirkel ist nicht einfach ein Kreis – er ist das Navigationssystem für Musik. Wer ihn versteht, versteht Musik. Egal ob Klassik, Jazz, Pop oder Filmmusik – der Quintenzirkel verbindet alles.