Die Teilnehmerin Margaret N. DerOhannesian beschreibt in diesem Beitrag ausführlich ihre Eindrücke zu dem Online Seminar „Klang-Training für Klarinette – Besserer Klang in allen Lagen“ mit Jonathan Krause (355-190224), an dem sie Mitte Februar 2024 auf Blasmusik.Digital teilgenommen hat. Es ist eine spannende Perspektive aus der Sicht einer Teilnehmerin und mit großem Wissen und Erfahrungsschatz aus ihrer musikalischen Karriere verarbeitet. Viel Spaß beim Lesen:
Die technischen Attribute
Bevor man überhaupt einen Ton erzeugt, ist der Weg zum besseren Klang auf der Klarinette schon eindeutig markiert. Den Teilnehmenden werden zehn leicht durchzuführende Vorschläge zur Vorstellung des besseren Klangs auf der Klarinette unterbreitet. Eventuell befassen sich nicht alle Musiker mit den Übungsbeispielen, vielleicht weil sie meinen, dass Übungen nur für Anfänger sind oder weil ihre Musiklehrer die Wichtigkeit von Übungen nicht oft genug betont hat. Die zehn erläuterten Schritte sind zwar leicht aber doch nicht zu vernachlässigen, auch wenn man die Klarinette schon lange spielt und bereits ein hohes Niveau bewältigt.
Andererseits meint man gerne, dass das Langsam-Üben zu einfach sei und lässt die zehn Schritte komplett weg. Wie will man sich aber weiterentwickeln und Fortschritte hinsichtlich des Klangs machen?
Wer gerne mit einem Kollegen übt, ob digital oder nur auf Besuch, wird bald die Aufmerksamkeit auf die gemeinsam entstehenden Klänge lenken und zusammen, wie bei Kollegen üblich, die bereits oft mit einander geübt haben, einander gerne Anregungen geben. So kann das Langsam-Üben die Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Noten und Klänge erhöhen. Durch das Zusammenspielen gehen Kollegen oft gerne neue Wege miteinander. Es entstehen neue Möglichkeiten und, wo möglich, können die Übungen im Einklang miteinander variiert werden.
Vorschlag: Die zehn Schritte zum besseren Klang der Reihe nach bis zur Blattstärke als Aufwärmübung gestalten und immer gründlich zuhören, dabei die eigene Beurteilung des Klangs für eventuell künftige Zwecke in ein Aufgabenheft eintragen. Die Klarinettisten können die zehn Schritte somit in Abwechslung mit ihren sonst üblichen Übungen durchführen bzw. die zehn Schritte ein- bis zweimal wöchentlich durchnehmen. Wichtig ist, dass man den Fortschritt merkt.
Der Dozent Jonathan Krause legt Wert auf gewisse Aspekte des Instruments, die einige Musiker vielleicht nicht immer wertschätzen. Nehmen wir als Beispiel die Polster an der Klarinette, aber was nutzen die besten Polster, wenn sie nicht gepflegt werden? Und doch freut man sich über die herrliche Tonqualität, wenn die Materialien stimmen.
Der Artist und Dozent: Jonathan Krause
Jonathan Krause verfügt über eine sehr angenehme und ausgeglichene Stimme, der man gerne aufmerksam zuhört. Seine Aussprache ist sehr klar und leicht verständlich. Die Sätze werden ohne Hektik ausgesprochen. Die Wortwahl ist so, dass die Lernenden den Stoff schnell auffassen können.
Die Zielsetzungen und Übungen:
Das Kursmaterial ist sehr gut organisiert und lässt fast nichts zu wünschen übrig; die Zielsetzungen werden klar erläutert. Es sei hier erwähnt, dass der Webinar-Text zwar sehr klar formuliert wurde, aber wenn man wie dieser Öhler-Enthusiast schon lange nicht mehr die Böhm-Klarinette gespielt hat, soll man sich darauf vorbereiten, dass die jeweiligen Zeichnungen der Klarinetten-Griffe ausschließlich denen der Böhm-Klarinette entsprechen. Auf Anfrage eines Teilnehmers hatte Herr Krause gemeint, dass die Öhler-Klarinette den wärmeren Klang habe.
Die Mundstück-Übung:
Anhand der Übungen werden Aspekte des Instrumentes erläutert. Zum Beispiel zeigt die Mundstückübung auf, wie man mit einem einfachen Luftballon und dem Klarinetten-Mundstück die Muskulatur um den Mund kräftigt. Der Weg zum besseren Klang der eigenen Klarinette ist dann nicht mehr weit. Es ist lediglich wichtig kleinen Kindern diese Übung nicht wegen Schluckgefahrs nicht zu empfehlen.
Die Überblasübungen:
Der Klarinettist muss eine gute Dosis an Selbstkritik mitbringen und sich fragen: trifft mein Klang die Kriterien für einen sogenannten guten Klang, der bisher nicht geprüft wurde? Wie weit möchte ich mit meiner Klangvorstellung gehen? Wie prüfe ich meine Klangkriterien? Den bevorzugten Klang müsste man zuerst finden. Anschließend kann man ständig nachforschen anhand.
Vorschlag des Berichterstatters:
Wer meint auf dem falschen Weg zum besseren Klang zu sein, kann mit einem Kollegen gemeinsam zusammenarbeiten. Überlegungen hinsichtlich Atmung, Stil, Rhythmik und Dynamik können miteinander diskutiert und erarbeitet werden. Vergleiche mit älteren und neueren Instrumenten und Kompositionen dürfen auch eine Rolle spielen.
Den eigenen Klang zu finden erfordert den Mut dran zu bleiben. Hierfür hat Dozent Krause die Überblasübungen für die (Böhm) Klarinette eingebracht. Aber was für einen Klang möchte man mit der Klarinette erreichen? Spiele ich in einer Big Band und will ich speziell einen Klang ähnlich dem von Benny Goodman? Welche Klangqualität möchte ich erreichen bzw. was muss ich an meinem Klang verbessern?
Zum Schluss ein weiterer Vorschlag : den optimalen Klang kann grundsätzlich durch das regelmäßige Üben, d.h. jeden Tag, erreicht werden – das Aufhören ist tabu. Man kann mit einem Einzelton oder mehreren Töne arbeiten. Bei mehreren Tönen sollen die Töne im Übungsheft anhand ihrer Eigenschaften und wofür sie nützlich sind aufgelistet werden.